Preussenprinz entschuldigt sich für Völkermord an Armeniern

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Preussenprinz entschuldigt sich für Völkermord an Armeniern

Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und evangelischer Pfarrer benennt bei ökumenischem Bussgottesdienst Mitschuld des Deutschen Reiches

Berlin, 30.03.2015 (KAP) Mit einem ökumenischen Bussgottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist am Sonntagabend des Völkermords an den Armeniern gedacht worden. Bei dem Genozid an der christlichen Minderheit in der Türkei waren im Jahr 1915 bis zu eineinhalb Millionen Armenier, Chaldäer und Assyrer ums Leben gekommen. Den Gottesdienst feierten der armenisch-orthodoxe Erzbischof Karekin Bekdjian und der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., Pfarrer Philip Kiril Prinz von Preussen, mit mehreren hundert Christen aus Berlin und Brandenburg.

“Seit dem Flugzeugabsturz vom 24. März wird uns grauenvoll vor Augen geführt, wozu ein einzelner Mensch fähig ist, sofern er sich nicht von tiefstem Herzen an Jesus Christus bindet”, sagte von Preussen in seiner Predigt. Der Mensch, der sich nicht von Gottes Hand helfen lasse, sei zu den schlimmsten Dingen fähig, “sei er Copilot, Krankenpfleger, Beamter oder Reichskanzler”.

Zwischen 1915 und 1918 wurden im damaligen Osmanischen Reich zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Armenier ermordet. Historiker sprechen vom “ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts”. Das Deutsche Kaiserreich war im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet und wusste auch über die Massaker und Vertreibungen Bescheid, ohne dagegen einzuschreiten.

“Es fehlte 1915 an unerschrockenen Christen”

Von Preussen sagte weiter, auch Staatslenker, Politiker und Militärs, die nicht zutiefst von der Liebe zu Christus beseelt seien, stünden in der Gefahr, die Nächstenliebe auf dem Altar des Ich-Bezogenseins, des Grössenwahns und der Feigheit zu opfern. “Zumindest für Deutschlands Entscheidungsträger aus dem Jahr 1915 müsste wohl gesagt werden: Sie ehrten Christus mit den Lippen, aber ihr Herz war fern von ihm.” Damals habe es an unerschrockenen Christen gefehlt, die um ihres Glaubens willen nationalistischen Umtrieben Einhalt geboten hätten.

Nach der Predigt formulierte der Nachfahre des letzten deutschen Kaisers: “Als Nachfahre Wilhelms II. identifiziere ich mich mit seinem schuldhaften Tun und Unterlassen und bitte Gott und die armenische christliche Gemeinde und Erzbischof Karekin, stellvertretend für Euer Volk, herzlich um Vergebung für die vielfältige Mitschuld Wilhelms II. an dem schrecklichen, grausamen Völkermord an Eurem Volk.” In einem Bussgebet hiess es: “Als Deutsche bekennen wir vor Dir, Gott, und unseren armenischen Schwestern und Brüdern das Unrecht, das unsere Vorfahren getan haben.” Dieses Unrecht sei Teil der Geschichte, “von der wir uns nicht einfach distanzieren können und wollen”.

kathweb/Österreich